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„Worte mit Bedacht wählen“ – Tipps, damit das gelingt

Worte mit Bedacht wählen Es war einmal eine langjährig dort tätige Sekretärin in einem Unternehmen. Als ich als Studentin dort ausschied, war ich mit meinem Arbeitszeugnis nicht zufrieden, und sie schrieb mir nach unserer Diskussion per E-Mail: „Wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht“ – das war ihr letzter Satz zu dem Thema.

Auch wenn die Person nicht bei allen Menschen in dem Unternehmen beliebt war – sie hatte es schon drauf, Leute einzuschüchtern, und dieser Satz hat auf mich Eindruck gemacht, da es sich bei dem Unternehmen um ein sehr großes handelte. (Aber selbst das sollte für Sie kein echtes Argument sein, sich nicht gegen ein unfaires Zeugnis zu wehren).

 

Mancher mag finden, dass sich ein Mensch zu weit aus dem Fenster lehnt, wenn er jemanden, der sich sachlich zu einem Text wie einem Arbeitszeugnis äußert, ohne in irgendeiner Weise ausfallend zu werden, mit den Worten, man sollte die eigenen Worte mit Bedacht wählen, abspeist.

Manche Leute gehen mit solchen Dingen zum Anwalt – doch das lohnt sich nun einmal nicht bei jeder Firma.

Erneut bei derselben Firma bewerben trotz mäßigem Arbeitszeugnis?

Ich fand auch als Absolventin wieder eine Anstellung in dem Unternehmen, von dem ich oben erzählt habe. Die Mitarbeiterin, mit der ich über das Arbeitszeugnis diskutierte, verschwand aber kurz darauf und verabschiedete sich wohl in die Rente – zuvor aber fehlte die Gelegenheit nicht, in der sie mir noch über die Schulter blickte und etwas, was ich am Computer machte, für absolut ineffizient befand.

 

Es können Situationen kommen, in denen Sie selbst zum Sich-Unbeliebt-Macher werden müssen

Doch manchmal im Leben kommt man dennoch in ähnliche Situationen, in denen man aufgrund diverser Gründe nicht anders reagieren kann, als andere Personen zurecht zu weisen: etwa weil diese extrem schlampig sind, faul – oder aus anderen Gründen: etwa, weil sich diese dumm stellen.

 

Was es bedeutet, Worte mit Bedacht zu wählen – Tipps

  • Differenziert ausdrücken: Zu starke Vereinheitlichungen, Vereinfachungen oder Kraftausdrücke „aus der Wut heraus“ sind absolut tabu.
  • Behauptungen ohne vorherige gründliche Recherche: Einfach etwas zu behaupten, ohne sich vorher ausführlich schlau zu machen (etwa Recherche zur Anwendbarkeit einer Sache), ist nicht mit Gewissenhaftigkeit zu vereinbaren.
  • Nichts schreiben/sagen, was man langfristig bereut: Jüngeren Menschen verzeiht man in der Regel, wenn sie etwas voraussagen, das nicht eintritt oder einmal aus der Rage heraus etwas Böses sagen. Doch sollte man dem etwas entgegensetzen!

 

Manchmal ist Schweigen der bessere Weg – aber zu viel davon führt zu Missverständnissen

Sich nicht einzumischen in Dinge wie in Politik ist nicht unüblich, wenn man so viele Male erfahren hat, dass die Partei, die man gewählt hat, dann doch nie gewinnt. Es bringt jedoch nichts, dann dauernd vor sich hinzujammern. Mehr Erfolgserlebnisse gibt es in der Regel bei Petitionen – aber manchmal hat man ganz persönliche Anliegen, die man vielleicht anhand eines Briefes regeln kann.

Wie Personen reagieren, wenn man zu schweigsam ist

Manchmal ist schon eine Klausel im Arbeitsvertrag daran schuld, dass man weniger spricht also sonst – aus Vorsicht, selbst der beste Freund könnte beim nächsten Stammtisch aus Versehen irgendetwas ausplaudern. Oder aus einer schlechten Erfahrung heraus oder um andere vor gefährlichem Wissen zu schützen, schweigt man einmal lieber, anstatt etwas an die große Glocke zu hängen.

Smalltalk mag nicht jeder, und man wird gern als der oberflächliche Dummschwätzer abgestempelt, wenn es zu offensichtlich ist, dass man auf den unterhaltenden Effekt setzt – obwohl es anscheinend noch wichtigere Dinge zu kommunizieren gäbe.

Trivialitäten sollten nur angesprochen werden, wenn sonst ein triftiges Problem entstehen würde

Wenn Nebensächlichkeiten auffallen, kommuniziert man diese in der Regel, wenn man zur anderen Person viel Vertrauen hat. Doch hat man bemerkt, dass ein Mensch bestimmte Eigenheiten hat, sollte man lernen, diese zu akzeptieren, wenn sie kein schwerwiegendes Problem darstellen – denn jeder (Kollege, Vorgesetzter etc.) möchte mit seinem Persönlichkeitsfacetten-Repertoire akzeptiert werden, ohne sich zu sehr verstellen zu müssen. Und ein langfristiges Verstellen klappt auch nicht: Es kommt zur Krankschreibung oder zur Kündigung.

Burnout durch zu viel Erklärungsbedarf

  • Wenn man die eigene Lebensgeschichte zu vielen Personen immer wieder erzählen muss, dann ist man jemand, der den Menschen auf die Nerven geht. So mancher kennt abschreckende Beispiele aus dem früheren Bekanntenkreis und hat sich geschworen, nie so zu werden.

Doch eine konsequent reservierte Haltung anderen gegenüber rächt sich irgendwann: Während es sich lohnen kann, sich zu einzelnen Themen zu enthalten, ist es wichtig, dass man sich für Themen einsetzt, die man wichtig findet. Oder andersherum gesagt: Beobachtet man eine wirklich üble Sache oder stößt auf etwas, das die Mehrheit der Menschen schrecklich finden würde, dann darf man nicht schweigen – außer man hat ganz triftig andere Probleme.

 

So ist mir das im letzten und in diesem Jahr gegangen, als ich auf wirklich üble Gesetze/Handhabungen in der Praxis gestoßen bin.

Da lohnt es sich vielleicht auch, eine Petition einzureichen, wenn man auch für die anderen etwas Gutes tun will.

Ähnlich verhält es sich im Büro, in der Werkstatt & Co: Mache den Mund auf, bzw. tue auf andere Weise etwas gegen heikle Dinge, wenn du gerade keine wirklich triftigen Probleme hast, die ein solches Vorgehen unmöglich machen.

 

Image by Tú Nguyễn from Pixabay